Von der Presse als einer der spannendsten jungen Dirigenten Deutschlands gefeiert, wurde Clemens Schuldt zum Musikdirektor des Orchestre symphonique de Québec ernannt; eine Position, die er mit Beginn der Saison 2023/24 antritt. Er ist vor allem für seine innovativen Programme und sein tiefgehendes Repertoireverständnis bekannt. Seine Interpretationen des klassischen und romantischen Repertoires sowie seine Kreativität beim Einbinden selten aufgeführter und zeitgenössischer Werke in die Konzertprogramme finden weitreichende Anerkennung.

Die Saison 2023/24 eröffnet Clemens Schuldt mit einer Tournee mit dem Bundesjugendorchester und Martynas Levickis durch Deutschland und Osteuropa. Er folgt Wiedereinladungen zum Orquestra Sinfónica do Porto Casa da Música, dessen Saison Clemens Schuldt eröffnen wird, sowie zum Copenhagen Philharmonic, Malmö Symphony Orchestra, Swedish Chamber Orchestra, Stuttgarter Philharmoniker, Hallé Orchestra Manchester und Hong Kong Sinfonietta. 

Neben dem sinfonischen Werk widmet sich Clemens Schuldt auch intensiv der Oper. 2023/24 gibt er sein Debüt an der Opera North, wo er Mozarts „Così fan tutte“ dirigiert. In der vergangenen Spielzeit leitete er außerdem mit überaus großem Erfolg eine Neuproduktion von Mozarts „Mitridate, re di Ponto“ zusammen mit The Englisch Concert an der Garsington Opera. Außerdem verpflichtete ihn das Staatstheater Karlsruhe für die Wiederaufnahme von Mozarts „Die Zauberflöte“. Schuldt war zwei Jahre Conductor in Residence am Staatstheater Mainz und leitete dort Neuproduktionen von Bellinis „Norma“, Glucks „Armide“, Gounods „Faust“ und Verdis „Rigoletto“ sowie Vorstellungen von Wagners „Der fliegende Holländer“. 2019 gab er sein Debüt bei der Biennale Venedig, wo er George Benjamins Oper „Written on Skin” mit dem Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI leitete.

Zu den Höhepunkten der jüngsten Vergangenheit zählen eine Aufnahme des Violinkonzerts von Márton Illés mit Patricia Kopatchinskaja und dem Münchener Kammerorchester, dessen Chefdirigent er von 2016 bis 2022 war, Konzerte bei den Dresdner Musikfestspielen sowie ein außergewöhnliches Beethoven-Projekt mit der Jazzrausch Bigband in der Isarphilharmonie München. 

Clemens Schuldt gastierte bei namhaften Orchestern wie dem Philharmonia Orchestra, BBC Symphony Orchestra und BBC Philharmonic, Staatskapelle Weimar, Deutsches Symphonie-Orchester Berlin, dem SWR Sinfonieorchester sowie dem ORF Radio-Symphonieorchester Wien, Bamberger Symphoniker, Netherlands Philharmonic Orchestra, Orchestre de la Suisse Romande, Orchestre National du Capitole de Toulouse, Stavanger Symphony Orchestra, Tapiola Sinfonietta und Trondheim Symphony Orchestra. Weitere Gastengagements führten ihn zum Oregon Symphony Orchestra, Yomiuri Nippon Symphony Orchestra, New Japan Philharmonic Orchestra, Kyoto Symphony Orchestra, Xi’an Symphony und Tasmanian Symphony Orchestra.

Solisten, mit denen Clemens Schuldt zusammenarbeitet, sind unter anderem Khatia Buniatishvili, Collin Currie, Vilde Frang, Ilya Gringolts, Augustin Hadelich, Håkan Hardenberger, Steven Isserlis, Igor Levit, Fazıl Say, Baiba Skride, Kian Soltani, Christian Tetzlaff, Daniil Trifonov, Alisa Weilerstein und Frank-Peter Zimmermann.

Clemens Schuldt gewann 2010 den renommierten Donatella Flick Dirigierwettbewerb in London und war ein Jahr lang Assistant Conductor des London Symphony Orchestra. Der gebürtige Bremer studierte zunächst Violine und spielte regelmäßig beim Gürzenich-Orchester Köln und bei Der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen. Im Anschluss daran absolvierte er ein Dirigierstudium in Düsseldorf, Wien und Weimar.

13 Fragen an Clemens Schuldt

(aus der Saisonbroschüre des Münchener Kammerorchesters)


1. Bist Du eher der Sprinter oder der Ausdauertyp? 

„Früher Sprinter, heute Ausdauer.“


2. Kämpfer oder Spieler? 

„Spieler!“


3. Stereoanlage oder Telefon: Wie und wo hörst Du Musik? 

„CD und Spotify. Aber ich habe noch eine große CD-Sammlung. Die höre ich auf meiner alten Anlage, die mal richtig top war. Ich bin leider nicht so viel zu Hause, aber wenn ich zu Hause bin, höre ich viel CD. Mit Partitur.“


4. Dein Lieblingskomponist? 

„Oh wie simpel... Schubert!“


5. Ist emotionale Identifikation mit der Musik wichtig bei der Interpretation? 

„Ja, aber nicht immer nötig. Es gibt Stücke, deren reine Bewältigung schon Vergnügen bereiten kann, fast wie bei einer Matheaufgabe. Aber natürlich ist es die persönliche Bindung zur Musik, derentwegen ich den Beruf ergriffen habe.“


6. Junge Dirigenten müssen mehr „machen“ als alte, hast Du mal gesagt. Warum?

„Es ist schwer sich das Wenig-Tun überhaupt zu trauen. Überhaupt Vertrauen zu lernen. Dazu hatte ich lange das Gefühl, dass bei alten Dirigenten die Sogwirkung größer ist als bei jungen. Vielleicht hat das mit Autorität zu tun, auch mit Größe. Die gestische Reduktion, die muss man lernen. Das muss wachsen. Am Ende ist es aber etwas ziemlich Natürliches.“


7. Dirigieren eigentlich die Hände oder die Augen? Oder der Geist? 

„Wenn der Geist der Ursprung ist, dann fließt es durch die Hände, und man kann auch mit geschlossenen Augen dirigieren. Ich mag den Augenkontakt aber sehr gerne. Ich brauche ihn.“


8. Werden Proben überschätzt? 

„Eindeutig nein. Wenn ich als Dirigent Proben nicht als Routine betrachte, sondern als Chance, dann sind sie das Wertvollste überhaupt.“


9. Darf ein Dirigent reden oder muss er zeigen? 

„Ich muss die Leute dazu bringen, mehr zu gucken. Je mehr sie merken, wie viel ich zeige, desto weniger muss ich reden. Aber das Hinschauen muss ich einfordern.“


10. Was nervt am Klassikbetrieb? 

„Die drohende Oberflächlichkeit. Zu erkennen am schwindenden Mut, dem Publikum etwas zu bieten, das es nicht ohnehin schon kennt.“


11. Binden Rituale Publikum oder gerade nicht? 

„Sie binden und verbinden. Manche finde ich erhaltenswert, etwa die Stille während des Konzerts. Andere wie den strengen Dresscode brauche ich als Künstler überhaupt nicht. In einer architektonischen Umgebung, in der Kunst Teil des Alltags wäre, fände ich auch Alltagskleidung angemessen für jede Art von Musik. In jedem Schauspielhaus ist man weniger aufgebrezelt als im Opernhaus. Trotzdem hat Shakespeare keinen Nachteil davongetragen.“


12. Welches Taktstock-Modell muss es sein? 

„Vor fünf Jahren habe ich mal zwanzig Taktstöcke ausprobiert. Seither bin ich bei einem bestimmten Modell geblieben. Mollard. Liegt gut in der Hand, nicht zu lang.“


13. Wann hast Du gespürt, dass das was wäre für Dich, Dirigieren? 

„Mit etwa 25 Jahren, bei meinem ersten Konzert als Dirigent. Weil ich ein völlig neuartiges Bühnengefühl der Freiheit und des Loslassens empfunden habe. Im Gegensatz zu einem ständigen Druck, den ich als Geiger kannte. Beim Dirigieren hat sich dieser Druck im Konzert gelöst zu einem Gefühl der Freiheit und der Inspiration.“